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Aktivitäten

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Gondenbrett 2012
Am 28.10.2012 organisierten wir eine Veranstaltung, die an das Kriegsende in Gondenbrett er­innerte. Ca. 150 interessierten Zu­schau­er wurde eine Fülle an Informationen zu den drama­tischen Ereignissen im Februar 1945 geboten.
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Aachener Erklärung

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Living History kann uns hel­fen, das kulturelle Erbe der Ver­gang­en­heit zu verstehen und zu bewahren.
Um dieses Ziel zu erreichen, muß Living History frei sein von jeder politischen, reli­gi­ösen oder ideo­logischen Ein­fluß­nahme durch die Han­delnden selbst oder durch Dritte.
Darum gehören wir zu den Unterzeichnern.

REENACTMENT



to reenact (engl.): wieder in Kraft setzen; thea. neu inszenieren; wiederholen.

Was ist Reenactment?

Reenactment ist der Versuch, auf Grundlage von überlieferten Quellen ein ganz konkretes historisches Ereignis aus der Vergangenheit oder einen konkreten, engen historischen Zeitraum im Allgemeinen möglichst authentisch zu rekonstruieren. Der wissenschaftliche Ansatz ist dabei die zentrale Voraussetzung für die Definition des modernen Reenactment. Einfach beschrieben ist es Geschichte zum Anfassen oder auch lebendiges Museum. Reenactment wird daher auch oft mit “Living-History” gleichgesetzt. Reenactment wird in erster Linie als Hobby betrieben. Einige spezialisierte Handwerker und Händler leben hauptberuflich davon, wobei dort oft Kompromisse wegen aktueller gesetzlicher Vorgaben (z.B. Hygiene- oder Sicherheitsvorschriften) eingegangen werden müssen, was den wissenschaftlichen Ansatz stark "verwässert".
Die Wurzeln dieses Hobbys liegen in England. Dort wird das Reenactment oft auf die authentische Nachstellung von militärhistorischen Schlachten reduziert. Tatsächlich umschließt das Wort Reenactment auch zivile historische Inszenierungen, die auf historisch belegte Einzelereignisse zurückzuführen sind. In einigen Epochen wie z.B. dem Mittelalter hat sich diese Art der Darstellung weitesgehend in Deutschland durchgesetzt in anderen Epochen wie z.B. dem 2.Weltkrieg ist die authentische Nachstellung von militärhistorischen Schlachten vorherrschend.

Wo wird Reenactment durchgeführt?

Reenactments finden in der Regel in Museen, Freilichtmuseen, Geschichtsparks oder an Ori­ginalschauplätzen historischer Ereignisse statt. Aber auch auf dem “platten Land”, ohne adäquate Kulisse.

Was wird im Rahmen eines Reenactments dargestellt?

Die Themen, mit denen sich Reenactments beschäftigen können, sind vielfältig. Häufig werden sie zur Veranschaulichung und zum Nachempfinden historischer Ereignisse veranstaltet. Sehr beliebt sind historische Schlachten. Zum Beispiel die Schlacht von Hastings, Schlachten des 30jährigen Krieges, die Völkerschlacht bei Leipzig oder Waterloo. Reenactments können aber auch einen historischen Handwerks- und Handelsplatz mit einem Marktgeschehen wiederbeleben. Ein römisches Castel oder eine spätmittelalterliche Burg wird mit einer entsprechenden Mannschaft besetzt. Mit Schiffsnachbauten wird eine Handelsrute entlang einer Küste nachgesegelt. Selbstverständlich sind auch Kombinationen möglich.
Natürlich wird nicht nur die heimische Vergangenheit (Deutschland, Europa) dargestellt. Auch außereuropäische Geschichte findet Beachtung. Beispielsweise fernöstliche (Stichwort: Samurai) oder amerikanische (amerik. Bürgerkrieg, Indianer, usw.). Allerdings steht das Reenactment der europäischen Geschichte im Vordergrund. Wenn wir von “deutschem Reenactment” sprechen, so meinen wir “in Deutschland stattfindendes Reenactment”.
Reenactment hat nichts mit der Verbreitung oder Vermittlung religiöser, politischer oder weltanschaulicher Überzeugungen zu tun. Es stellt wertfrei, wenn auch manchmal emotional, eine vergangene Epoche dar.

Wie entsteht ein Reenactment?

Eine ungeschriebene Regel im Reenactment besagt, daß sämtliche Ausrüstung so originalgetreu wie möglich sein muß. Dies gilt für ein einfaches Paar Schuhe genauso wie für einen kompletten Schiffsnachbau. Um solche Ausrüstung herzustellen ist gründliche Nachforschung erforderlich. Als Quellen und Vorbilder dienen vornehmlich Grabungsfunde, zeitgenössische Abbildungen  (Manuskripte, Bildsteine, Statuen), Beschreibungen in historischen Texten. Bei der Darstellung der jüngeren Vergangenheit gibt es zudem noch erhaltene Orginale, solche finden sich in Museen, Museumskatalogen und in der einschlägigen Literatur.
Diese Ausrüstung wird zum Teil von den Reenactors selbst hergestellt, zum Teil von darauf spezialisierten Firmen und Händlern verkauft.

Welche Unterschiede bestehen zu artverwandten Aktivitäten?

Museen, experimentelle Archäologie, Reenactment, Mittelaltermärkte und ähnliche Veranstaltungen beschäftigen sich im weitesten Sinne mit derselben Thematik, der Vergangenheit.
Während Exponate im Museum in Vitrinen hinter Glas liegen, zeigt das Reenactment diese Gegenstände am lebenden Objekt in einer originalgetreuen Umgebung. Zudem “füllt” es die Räume zwischen den Vitrinen mit echtem Leben. Ein Betrachter sieht Dinge aus einer vergangenen Epoche, muß dann aber nicht einige Schritte in unserer modernen Zeit zurücklegen, um zum nächsten Ausstellungsstück zu gelangen. Aus der Summe aller Exponate eines Museums wird ein lebendiges Bild eines vergangenen Zeitalters mit entsprechender Atmosphäre. Ein Museum hat jedoch den Vorteil, daß es zumeist Originalfunde zeigt, wärend es sich bei den Gegenständen eines Reenactements fast ausschließlich um Nachbauten handelt.
Ziel eines archäologischen Experiments ist es, exakte wissenschaftlische Informationen zu einem speziellen Thema herauszufinden. Beispielsweise soll die Seetüchtigkeit eines Schiffsnachbaus ermittelt werden, oder die Temperatur, bei der Keramik in einem Grubenbrand besonders gut gelingt. Die Experimentalarchäologen tragen bei diesen Experimenten aber nicht zusätzlich die Tracht der jeweiligen Epoche. Es geht nur um die Manövrierfähigkeit des Schiffs, nicht um die Hochseetauglichkeit der damaligen Kleidung. Daher verwenden sie modernes Ölzeug. Experimentelle Archäologie findet üblicherweise ohne Öffentlichkeit statt.
Mittelaltermärkte, Hunnenlager, Römeressen, Ritterspiele und Keltenumzüge finden heute in beinahe jedem größeren Ort statt. Sie sollen mehr das Flair einer vergangenen, romantisch verklärten Epoche vermitteln als die korrekten historischen Gegebenheiten vermitteln. Außerdem sollen sie den Geldsäckel so mancher Gemeinden, Vereine oder Veranstalter füllen.
Selbstverständlich gibt es Grauzonen und Überschneidungen zwischen all diesen artverwandten Bereichen. Museen treten oft als Veranstalter von Reenactments auf und so mancher Ex­peri­mentalarchäologe treibt sich auf einem Mittelaltermarkt herum.
Abschließend kann man sagen, daß bei Museen und archäologischen Experimenten das wissennschaftlich korrekte Arbeiten entscheidend ist, während bei Mittelaltermärkten der Unterhaltungswert im Vor­d­er­grund steht. Das Reenactment bewegt sich irgendwo dazwischen.